Das außergewöhnliche Naturtalent von Christian Reitz, 34, wurde schon früh erkannt. Es war in seiner alten Heimat Löbau in der Oberlausitz, wo der Goldmedaillengewinner mit der Schnellfeuerpistole von Rio 2016 am Schießstand seine ersten Erfahrungen sammelte. Als klar wurde, dass Reitz – kaum volljährig – schon Chancen hatte, sich für die Spiele zu qualifizieren, im Sportschießen eher eine Seltenheit, wechselte er nach Hessen. Beim SV 1935 Kriftel und gecoacht von Bundestrainer Detlef Glenz gewann er in Peking 2008 dann sogar die Bronzemedaille.
Der inzwischen auch mit zahlreichen EM- und WM-Medaillen hochdekorierte Polizeikommissar möchte in Tokio seine Goldmedaille verteidigen: „Das finde ich definitiv erstrebenswert“, sagt Christian Reitz, der im internationalen Vergleich diesmal nicht so recht weiß, wo er steht.
Spiele werden eine Wundertüte
Da es pandemiebedingt im Sportschießen so gut wie gar keine Wettkämpfe gab, stochern weltweit derzeit alle ein bisschen im Trüben: „Wir wissen nicht, wer wie drauf ist. Das wird eine Wundertüte sein, die in Tokio aufgeht.“
An den Start gehen wird das Mitglied der Sportfördergruppe der Hessischen Polizei aber nicht nur mit seinem Spezialgerät, sondern auch im Einzel mit der Luftpistole und möglicherweise auch im Luftpistolen-Mixed. Bei den Europaspielen 2019 in Minsk holte er gemeinsam mit seiner Frau Sandra in dieser Disziplin die Bronzemedaille. Doch sollte sich ein Mixed für Tokio finden, wird er eine andere Partnerin an seiner Seite haben. Seine Frau hat sich für die Spiele nicht qualifiziert. „Das war sehr ärgerlich, weil es so knapp war“, bedauert Christian Reitz, der inzwischen in Regensburg lebt, aber sportlich weiterhin in Hessen seinen Platz hat.
Sicher sein, ob es auch wirklich stattfindet, das kann man sich erst, wenn es anfängt.
Bei der Frage, ob er sich auf seine vierten Spiele denn freut, muss er lachen. Es ist kein fröhliches Lachen, sondern eins, dass die absehbare Andersartigkeit des Weltereignisses mitnimmt: „Grundsätzlich ja, aber ich denke auch an die vielen Sportler, für die es in ihrer Karriere das erste und einzige Mal sein wird. Und sicher sein, ob es auch wirklich stattfindet, das kann man sich erst, wenn es anfängt.